Mein erster „richtiger Dienst“ bei der Wedeler Kulturnacht
Eigentlich wollte ich vor ca. 2 Jahren nur mal sehen, was „die da“ so machen …. und war so fasziniert davon, dass ich meine Sanitätsdienstausbildung beim DRK absolviert und vor 3 Wochen erfolgreich abgeschlossen habe. Während der letzten beiden Jahre war ich bei diversen Diensten Zuschauer und nun sollte ich endlich meinen ersten „richtigen Dienst“ bei der Kulturnacht in Wedel machen.
Mit Björn, unserem stellvertretenden Bereitschaftsleiter in Wedel, und den erfahrenen Kollegen Rainer und Thorsten aus Rellingen, postierten wir unsere beiden Krankenwagen vor dem Rathaus Während ich noch begeistert von dem tollen sonnigen Wetter war (am Tag zuvor hatte es gewittert und geregnet), beratschlagten die Kollegen, wie man die Krankenwagen strategisch stellen könnte. Daran hätte ich als Neuling nie im Leben gedacht und habe so nebenbei wieder etwas gelernt. Auf dem „Hochzeits-Park-Streifen“ vor dem Rathaus waren wir ungefähr in der Mitte des Gebietes, ein Wagen wurde in Richtung Hamburg geparkt und der andere Richtung Mühlenstraße, die für die Kulturnacht gesperrt war. So konnten wir die Feiermeile gut abdecken und im Notfall konnte der Platz vor dem Roland, wo eine Bühne aufgebaut war, vom Rettungsdienst im Krankenhaus direkt angefahren werden. Auf unseren Rundgängen, die wir abwechselnd als 2er-Team machten, konnten wir wie die vielen Besucher, die Straßenkünstler bestaunen (siehe Bericht auf wedel.de), waren aber auch immer wachsam, ob irgendwo unsere Hilfe gebraucht wurde. Bis auf „Pflaster kleben“ waren wir aber erst einmal nicht weiter gefordert. So konnten wir die Fragen der Interessierten, die zu uns an die Krankenwagen kamen, ausgiebig beantworten: Ein junges Paar mit einem ca. 3 Jahre alten Jungen fragte uns, ob denn ihr Sohn einmal den Wagen von innen ansehen dürfe, weil er diverse Spielzeug-Krankenwagen hat, die er innig liebt. Zur Bestätigung hielt der kleine Mann einen Krankenwagen fest in seiner Faust und verglich immer wieder prüfend das kleine Model mit dem großen. Nachdem Björn dem Jungen das Wageninnere gezeigt und erklärt hatte, war der Kleine zufrieden und ich denke, dass unser Krankenwagen beim Vergleich gar nicht so schlecht abgeschnitten hat. Auf dem Rathausplatz wurde es gegen 22.00 Uhr merklich ruhiger, aber wie aus dem Nichts heraus stand auf einmal ein Herr mit einer jungen Frau im Arm vor uns, der es nicht so gut ging. Björn und Thorsten haben die junge Frau, die in sekundenschnelle blass wurde und in sich zusammensackte, fachmännisch im Krankenwagen gelagert und untersucht, während ich die Aufgabe hatte, Informationen von ihrem Begleiter zu erfahren. Recht schnell war klar, dass die Ursache für die Ohnmacht viel Stress während der letzten Tage, zu wenig Essen und zu wenig Trinken waren. Während wir darauf „warteten“, dass sie Apfelsaftschorle trank und sie sich wieder erholte, durfte ich die Kontrolle von Blutdruck, Puls, Sauerstoffgehalt und die Betreuung übernehmen Nachdem es der jungen Frau wieder so gut ging, dass sie von ihrem Begleiter nach Hause gebracht werden konnte, sind meine 3 Kollegen mit mir noch einmal die Situation durchgegangen, um zu erklären, warum sie was gemacht haben. Obwohl wir bei der Ausbildung solche Situationen diverse Male mit Statisten durchgespielt haben, so ist es doch etwas ganz anderes, wenn es auf einmal Realität ist. Für mich war es sehr interessant, selbst machen dürfen mit dem Wissen, dass jemand da ist, der eingreift, wenn es nötig ist.
Um Mitternacht sollte der Dienst beendet sein, die Mühlenstraße war wieder für den Verkehr freigegeben und wir wollten auf dem Weg zur Wache nur noch kurz am Roland vorbeischaun, ob dort alles in Ordnung ist. Am Roland spielte die Band noch und die Feier war voll im Gange. Deshalb entschied Björn, dass wir bleiben, bis die Feier auch dort zu Ende ist. Gerade zu solchen Uhrzeiten, ist es seiner Erfahrung nach oft noch nötig, dass ein Sanitätsdienst vor Ort ist. Wir hatten aber Glück, denn nach ca. einer Stunde hatte die Band die letzte Zugabe gespielt, der Großteil der Zuschauer ging, die Standbetreiber bauten ab und wir konnten unseren Dienst beenden.
Es war ein langer und ruhiger Dienst, der aber nie langweilig wurde und bei dem ich wieder eine Menge „nebenbei“ gelernt habe.
Vielen Dank an Björn, Rainer und Thorsten für die vielen Erklärungen und die Unterstützung!!!!
Karin Klindtwort, DRK Wedel