Malclub verabschiedet seine Leiterin
DRK-Angebot Christina Schlünz verlagert ihren Lebensmittelpunkt nach Wischhafen und legt ihr Amt nach fünf Jahren nieder
Aquarell, Acryl, Zeichnen – verschiedene Maltechniken sind an einer Wand in der Begegnungsstätte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Wedel aufgelistet. Die Lieblingstechnik von Christina Schlünz fehlt: Mischtechnik. Dabei hat die 71-Jährige etwa fünfeinhalb Jahre lang den Malclub in der Begegnungsstätte an der Rudolf-Höckner-Straße geleitet. Am Freitag war ihre letzte Unterrichtsstunde. Zur Verabschiedung gab es Blumen.
„Jeder soll mit seinen eigenen Stärken und Schwächen arbeiten“, sagte Schlünz und zeigte auf ein Schild, das gleich mehrfach vorkam: freies Arbeiten. „Ich sehe mich in der Rolle, Tipps und Ideen zum freien Arbeiten zu geben, ohne die Kursusteilnehmer damit einzuschränken“, erläuterte Schlünz.
2012 kam die gebürtige Hamburgerin nach Wedel, um ihre kranke Mutter zu pflegen. 30 Jahre hatte Schlünz, die mit einem Brasilianer verheiratet ist, in Südamerika gelebt. „Kunst hat mich schon immer begeistert. Kunst ist die einzige Freiheit, die man hat. Da sollte man sich nicht reinreden lassen“, sagte die gelernte Erzieherin. In Brasilien absolvierte sie ihre Ausbildung an einer Kunstschule, lernte neue Techniken, das Spiel mit Farben. „Es ist wichtig, das Handwerk zu beherrschen. Das habe ich versucht, auch immer meinen Schülern zu vermitteln“, sagte Schlünz. In Sao Paulo unterrichtete sie an einer Schule. Als sie nach Wedel kam, suchte Ursula Kissig eine neue Leiterin für die Malschule. „Das passte sofort. Ich habe Spaß an der Arbeit mit Menschen, möchte gern etwas vermitteln und die Damen haben mich auch sofort akzeptiert“, berichtete Schlünz von ihrem Start in Wedel. Fünf Jahre blieb sie. Nun will sie weiterziehen.
„Ich bleibe Norddeutschland aber treu. Das hat mir in Brasilien schon sehr gefehlt“, sagte Schlünz. Nachdem ihre Mutter Ende vergangenen Jahres gestorben war, reifte der Entschluss, das Haus in Wedel, in dem sie aufgewachsen ist, zu verkaufen. „Es fühlt sich seltsam an, wenn die Menschen, die immer da waren, dort nicht mehr leben“, beschrieb Schlünz den Grund für den Entschluss. Derzeit sei sie auf der Suche nach einem solventen Käufer, der das Haus am Elbhang erwerben will. Wohin es sie danach zieht, ist schon entschieden: Wischhafen.
„Ich ziehe mit meinem Bruder und seiner Frau nach Niedersachsen. Das gefällt mir landschaftlich sehr gut“, erläuterte Schlünz während sie durch mehrere Bilder im Postkartenformat blättert. Sie zeigen klassische norddeutsche Architektur und Landschaften – aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In Wischhafen will Schlünz eine Galerie mit ihrer Schwägerin eröffnen, der Elbmalerin Rita Basios-Schlünz. Das Ehepaar wird in das alte Fährhaus ziehen, Christina Schlünz hat nicht weit entfernt ein Haus für sich gefunden. „Im ersten Stock werde ich wohnen und im Erdgeschoss soll die Galerie entstehen, die wir beide zusammen führen“, sagte Schlünz. Dort plane sie auch Malkurse zu geben. „Als Absicherung fürs Alter“, sagte die 71-Jährige lachend.
„Man muss ein gewisses Gespür haben – für Kunst und für Menschen“, gibt Schlünz ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger mit auf den Weg. Wer genau die Aufgabe übernehmen wird, den Malclub zu leiten, sei noch offen. Das DRK ist auf der Suche. „Der Nachfolger sollte schon mehr wissen als wir. Dann können wir auch Fragen stellen. Wir lernen ja nur“, mischte sich Karin Brage in die Frage nach den notwendigen Qualifikationen für die Leitung der Gruppe ein. „Jeder macht aber sein Ding“, betont Schlünz. „Natürlich“, bestätigt Brage und ergänzt: „Es war aber immer gut, dich in der Nähe zu wissen, wenn wir Fragen hatten.“ Eines ist den Gruppenmitgliedern klar: Sie wollen sich auch weiterhin freitags von 14 bis 16 Uhr in der DRK-Begegnungsstätte treffen und gemeinsam an ihren Werken arbeiten. „Das ist auch Ansporn, zuhause weiterzumachen. Man will ja auch etwas vorweisen können“, erläuterte Brage. Diesmal hakt Schlünz ein: „Es soll aber nicht wie in der Schule sein. Jeder sollte sich gegenseitig helfen und unterstützen. Hier geht es ja nicht nur um Kunst, sondern es entstehen auch Freundschaften.“
Wer Interesse hat, den Malclub zu leiten, kann sich in der DRK-Begegnungsstätte, Rudolf-Höckner-Straße 6, unter Telefon (0 41 03) 43 73 oder per E-Mail an kontakt(at)drk-wedel.de melden und informieren. Auch neue Mitglieder sind willkommen und können sich ebenfalls melden oder freitags einfach mitmachen.
Quelle: Bastian Fröhlig www.wedel-schulauer-tageblett.de