Frische Ideen für Kleiderspenden
Ein-Euro-Konzept macht aus DRK-Kleiderkammer eine Art Second-Hand-Laden / Kinderkleidung noch preiswerter
Aus der rumpeligen Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Wedel ist ein Geheimtipp geworden – für gebrauchte, gut sortierte Klamotten, unter denen so manches Schmuckstück zu finden ist. „Man kommt sich jetzt wie eine Verkäuferin in einem Second-Hand-Laden vor. Das macht richtig Spaß“, sagt Jutta Kappesser begeistert. Die Wedelerin engagiert sich seit langem beim DRK. Sie ist eine von 14 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die das Angebot möglich machen.
Den Anstoß für eine Neugestaltung der Kleiderkammer gab Claudia Bakan, seit zwei Jahren stellvertretende Vorsitzende des Ortsvereins. „Ich hab meinen Fuß dort hineineingesetzt und gedacht: Das wird geändert“, sagt sie und lacht. Bakan erinnert sich noch sehr genau und eindringlich an ihren ersten Eindruck, den sie beim Betreten der Kleiderkammer-Räume in der Rudolf-Höckner-Straße 6 hatte. Dunkel und heruntergekommen habe es dort ausgesehen. Das Angebot war unübersichtlich, das Verteilungssystem ungünstig. Neben einer Komplettrenovierung wurde deswegen auch das gesamte Konzept der Kleiderkammer überarbeitet.
Dienstag ist Ausgabetag – das ist geblieben, das ist auch heute noch so. Weil sich aber vor der Umgestaltung immer nur eine begrenzte kleine Anzahl Bedürftiger in den Räumen umschauen und Kleidung einpacken durfte, und das auch noch unter Zeitdruck, kam es regelmäßig zu Konflikten. Vor der Tür drängelten sich die Interessenten, drinnen wurden zum Teil unkontrolliert die Taschen gefüllt. Genau geschaut und aussortiert wurde dann erst wieder draußen. Was nicht gefiel, landete sofort erneut im Kleidercontainer.
Ein unglücklicher Kreislauf, den Bakan und Team mit einer kleinen Änderung zu durchbrechen wussten. Sie verlangen einen kleinen Obolus für die Kleidungsstücke – meist einen Euro – und öffnen die Kleiderkammer jür jedermann. „Jetzt sind die Bedürftigen und alle anderen Kunden, und wir behandeln sie auch so“, sagt Bakan zufrieden. Bei der Idee geht es nicht ums Geld, sondern um die Wertschätzung der Ware. Eine Lederjacke kann auch mal 3 Euro kosten. Kinderkleidung dagegen ist kein Luxus, sondern notwendig. Bei Kinderklamotten gibt’s für 1 Euro sogar fünf Teile. „Den sozialen Aspekt finden wir wichtig“, betont Bakan.
Ordnung haben vor allen Dingen robuste Kleiderständer gebracht, erzählen die beiden Frauen. T-Shirts und Hemden hängen jetzt auf Bügeln. Somit ist schnell zu sehen, ob Muster und Größe passen. „Alles was aufgehängt ist, geht deutlich besser, als wenn es gefaltet übereinanderliegt“, sagt Kappesser. Wer trotzdem unschlüssig ist, kann die Wäsche in einer Umkleidekabine anprobieren. Für Kinder wurde eine extra Ecke hergerichtet. Schuhe stehen übersichtlich in hohen Regalen einsortiert. Auch Decken, Bettwäsche und Handtücher sind nach wie vor in der Kleiderkammer zu finden.
„Es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Bakan und fügt an: „Wir platzen aus allen Nähten, wir könnten viel mehr Platz gebrauchen.“ An Nachschub an Kleidung mangelt es nicht. Das DRK hat in Wedel zwei Container aufgestellt, in der Rudolf-Höckner-Straße und in der Pinneberger Straße. „Immer wenn man kommt, steht was vor der Tür“, berichten die Frauen. Nach dem Wochenende können es sieben bis acht Säcke sein. Dreimal in der Woche sortieren die Mitarbeiterinnen die neue Ware. Was Flecken hat, kaputt oder zu abgetragen ist, wird zum Kreis-DRK weitergeleitet. Dort wird noch einmal für den Katastrophenschutz aussortiert, der Rest kommt zum Recycling. „Wenn wir einen Euro dafür nehmen, müssen die Sachen einwandfrei sein“, sagt Bakan. „Aber jetzt haben wir auch den Eindruck, es wird wirklich nur das genommen, was gebraucht wird.“ Die Einnahmen werden wieder für soziale Zwecke des Ortsvereins ausgegeben.
Inge Jacobshagen, Wedel-Schualuer-Tageblatt